Juni 12

Lichtverschmutzung

Lichtverschmutzung im Gewerbegebiet Etzberg in Röthlein

Durch meine Aktivitäten als Hobbyastronom und in der Sternwarte Schweinfurt wurde ich schnell auf ein großes, aber vielen Menschen noch unbekanntes Umweltproblem aufmerksam: die Lichtverschmutzung.

„Lichtverschmutzung? Was soll das denn sein? Wie kann man denn Licht verschmutzen?“ fragen viele.

Die Erklärung ist einfach: das Licht wird nicht verschmutzt, sondern das Licht IST die Verschmutzung.
Etwa so, wie bei einer „Ölpest“. Die bedeutet ja auch nicht, dass das Öl an der Pest erkrankt ist. Stattdessen bezeichnet „Ölpest“ die Verunreinigung von Landstrichen oder Küsten mit Öl.
Genau so verhält es sich mit der Lichtverschmutzung:
Das Licht verschmutzt die Landschaft und den Himmel.

„Und was ist jetzt genau das Problem an zu viel Licht?“

Diese Erklärung ist etwas vielschichtiger. Ich versuche hier einen groben Überblick zu geben, und verweise bei den Details auf andere Artikel, um hier übersichtlich zu bleiben.

Lichtverschmutzung: Die Lichtglocke der Stadt Schweinfurt erhellt auch 10 Kilometer südlich, in Röthlein, noch den Nachthimmel
Lichtverschmutzung: Die Lichtglocke der Stadt Schweinfurt erhellt auch 10 Kilometer südlich, in Röthlein, noch den Nachthimmel

Was ist Lichtverschmutzung?

„Lichtverschmutzung“ bezeichnet die Aufhellung der Umgebung und des Nachthimmels durch unnötiges künstliches Licht.

Es geht dabei nicht darum, dass man gar kein Licht verwenden soll, sondern um einen gezielten, sparsamen Umgang mit Licht. „Viel hilft viel“ ist selten richtig – bei der Beleuchtung ganz sicher nicht.

Wie entsteht Lichtverschmutzung?

Lichtverschmutzung entsteht durch:

  • schlecht geplante oder falsch installierte Beleuchtung
  • falsch ausgerichtete Beleuchtung
  • zu breit streuende Leuchten
  • übertrieben helle Beleuchtung
  • zu hohen Blauanteil in der Beleuchtung
  • Streulicht von beleuchteten Objekten

oder auch einfach

  • durch Licht, das durch Fenster oder Dachluken aus Gebäuden ins Freie strahlt

Welche Folgen hat Lichtverschmutzung?

Lichtverschmutzung hat drastische Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt. Sie beeinflusst:

  • den menschlichen Biorhythmus
  • das Verhalten nachtaktiver Tiere
  • den Vogelzug
  • die Blüte betroffener Pflanzen
  • das Verhalten von Insekten

Und nicht zuletzt ist Lichtverschmutzung auch eine Form der Energie- und somit Ressourcenverschwendung.

Wie lässt sich Lichtverschmutzung vermeiden?

Lichtverschmutzung lässt sich (im Vergleich zu anderen Umweltverschmutzungen) relativ einfach vermeiden, indem bei der Außenbeleuchtung folgende Punkte berücksichtigt werden:

  • Intensität (Helligkeit) der Beleuchtung möglichst gering wählen. „So hell wie nötig, aber so dunkel wie möglich“.
  • Ausrichtung der Beleuchtung gut planen: Die passende Leuchte wählen und so anbringen, dass sie ihr Licht nur dort hin strahlt, wo es tatsächlich benötigt wird.
  • Lichtfarbe: im Freien nur „warmweißes“ Licht verwenden. Farbtemperatur 2700 Kelvin(K) oder weniger. Dadurch sinkt der Blauanteil, der am meisten Streulicht erzeugt und die stärksten Auswirkungen auf die Umwelt hat.
  • Montagehöhe der Leuchte möglichst gering wählen. Je niedriger die Leuchte angebracht ist, desto weniger Licht kann daneben gehen. Außerdem wird weniger Energie benötigt, um am Boden die gleiche Helligkeit zu erzeugen.
  • Dauer der Beleuchtung sinnvoll wählen. Kein Dauerlicht die ganze Nacht, stattdessen das Licht nur einschalten, wenn es tatsächlich gebraucht wird. Zeitschaltuhr oder Bewegungsmelder verwenden.
  • Notwendigkeit prüfen: Keine sinnlose Beleuchtung installieren. Nur Dinge beleuchten, die man wirklich im Dunklen sehen muss. Auf Beleuchtung zu Werbe- und Dekorationszwecken möglichst verzichten. Gartenbeleuchtung nur einschalten, so lange man sich auch selbst im Garten aufhält.

Man muss kein Fachmann sein, um diese einfachen Regeln einzuhalten. Wer sich nicht sicher ist, darf jederzeit gerne bei mir und den Paten der Nacht um Rat fragen. Wir helfen gerne.

Was kann man sonst noch gegen die zunehmende Lichtverschmutzung tun?

Gegen die Lichtverschmutzung kann jeder etwas tun. Man kann buchstäblich vor der eigenen Haustür anfangen, indem man die eigene Außenbeleuchtung auf die obigen Regeln prüft und ggf. verbessert. Dabei lässt sich unter Umständen sogar noch Energie und somit Geld sparen.

Wer mit offenen Augen durch die Nacht geht, findet schnell Stellen, an denen Licht in Bereiche strahlt, in denen es keinen Zweck erfüllt, oder Leuchten, die komplett unsinnig sind. Oft hilft schon ein Gespräch mit dem Betreiber, um eine Lösung zu finden – nur selten wird Beleuchtung absichtlich falsch installiert.
Den meisten Menschen ist das Problem schlicht nicht bewusst.

Wer sich mit anderen über das Thema Lichtverschmutzung austauschen bzw. sich darüber informieren will, der kann sich z.B. an die „Paten der Nacht“ wenden. Die Paten der Nacht sind eine Interessensgemeinschaft von Menschen aus ganz Deutschland, die sich das Ziel gesetzt haben, über das zunehmende Problem der Lichtverschmutzung aufzuklären, und an möglichst vielen Stellen Verbesserungen zu erwirken. Vom kleinen Bastelprojekt an Nachbars zu heller Laterne bis zur Landes- und Bundespolitik, die gefordert ist, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, ist für jeden etwas dabei.

Und wer ganz viel Engagement und Frustrationstoleranz mitbringt, der kann auch versuchen, seine Stadt oder Gemeinde oder die ansässigen Unternehmen auf das Problem der Lichtverschmutzung aufmerksam zu machen. Dabei erlebt man zum Teil allerdings haarsträubende Geschichten!