Warum es in der Nacht vom 15./16.9.2023 in Röthlein so dunkel war
In der Nacht von Freitag, den 15. auf Samstag, den 16.9.2023 war es in Röthlein ganz besonders dunkel.
Viele Unternehmen ließen für diese Nacht ihre Leuchtreklame und Schaufensterbeleuchtung ausgeschaltet, Privatleute reduzierten ihre Außenbeleuchtung, und die Gemeinde schaltete sogar die Straßenbeleuchtung für eine Nacht ab.
Der Grund dafür: die Earth Night, initiiert von den „Paten der Nacht“ und organisiert von der Ortsgruppe des BUND Naturschutz.
Anders als bei der Earth Hour, mit der der WWF jedes Jahr auf den Klimaschutz aufmerksam machen will, gehen bei der Earth Night die Lichter nicht nur für eine Stunde aus, sondern für die ganze Nacht.
Die „Paten der Nacht“, als Erfinder der Aktion, möchten damit auf die zunehmende Lichtverschmutzung aufmerksam machen.

„Lichtverschmutzung? Mein Licht ist sauber“ kommentierte jemand die Aktion auf Facebook.
Zugegeben, der Begriff ist nicht für jeden sofort verständlich. Es geht nicht um „schmutziges Licht“, sondern darum, dass die Umwelt mit künstlichem Licht verschmutzt wird – so wie bei einer „Ölpest“ auch nicht das Öl die Pest bekommt, sondern das Öl die Umwelt verschmutzt.
Mit Licht verbinden wir Menschen in erster Linie Sicherheit, Wohlstand und Lebensqualität. Was wir dabei leicht übersehen: das gilt nicht für alle Lebewesen auf unserem Planeten.
30 Prozent aller Wirbeltiere und 60 Prozent aller Wirbellosen sind nachtaktiv. Sie schlafen am Tag und kommen nur bei Dunkelheit aus ihrem Versteck. Ihnen nehmen wir mit unserem vielen künstlichen Licht mehr und mehr den Lebensraum.

„Sollen wir deswegen wieder im dunklen Mittelalter leben?“ fragen Menschen in sozialen Medien.
Nein, das wollen auch die Paten der Nacht natürlich nicht. Es gibt aber einen riesigen Unterschied zwischen guter, bedarfsgerechter Beleuchtung und übertriebener Flächenbeleuchtung.
Genau darüber, wie man Außenbeleuchtung so gestalten kann, dass man die Lichtverschmutzung minimiert, ohne dabei auf Komfort und Sicherheit zu verzichten, klärte Michael Sessler am Infostand in der Röthleiner Grundschule auf.
Als Mitglied der lokalen BUND Naturschutz Ortsgruppe und der Paten der Nacht hat er zusammen mit Gemeinderatsmitglied und BUND Naturschutz Ortsgruppenvorstand Detlev Reusch die Aktion im Jahr 2020 in Röthlein ins Leben gerufen.
Trotz einiger Bedenken entschied sich damals eine Mehrheit im Gemeinderat dafür, an der Aktion teilzunehmen, und für eine Nacht die Straßenbeleuchtung abzuschalten.
Da keinerlei Probleme auftraten und die Aktion insgesamt sehr gut angenommen wurde, sprach nichts gegen eine Wiederholung im nächsten Jahr.

2023 fand die Earth Night nun bereits zum vierten mal statt, und die Informationsveranstaltung in der Grundschule sprengte die eigenen Besucherrekorde.
Neben dem Infostand zur Lichtverschmutzung gab es eine Ausstellung alter und neuer Straßenlaternen – denn in der Gemeinde wurde gerade auf die neue LED-Technik umgerüstet.
Wie groß so ein Leuchtenkopf einer Straßenlaterne ist, wenn man ihm mal zum Greifen nahe kommt, darüber staunten nicht wenige Gäste.


Auch der BUND Naturschutz war mit einem Stand und einer Tier Exponaten Ausstellung vertreten.
Für Kinder gab es eine Bastelecke, in der kleine Sternbild-Projektoren mit dem eigenen Sternbild oder einem beliebigen Muster gebastelt werden konnten.




Eine Fotoreihe zum Thema Lichtverschmutzung durch Logistikunternehmen zeigte die Problematik anhand der neu gebauten Logistikhalle bei Gerolzhofen. Meine Fotos davon fanden beim BUND Naturschutz kreisverband gleich einen dankbaren Abnehmer – dort wird das Thema gerade heiß diskutiert.

Highlight und größter Besuchermagnet waren aber auch dieses Jahr wieder die im Schulhof aufgestellten Teleskope einiger Hobbyastronomen, mit denen der Planet Saturn mit seinen eindrucksvollen Ringen, sowie etliche Nebel und Galaxien im Universum bestaunt werden konnten.
Dank der außergewöhnlich dunklen und sternklaren Nacht wird die Aktion vielen Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben.




Die Organisatoren bedanken sich sehr herzlich bei Bürgermeister Peter Gehring und dem Gemeinderat für die Unterstützung und die Abschaltung der Straßenbeleuchtung, beim Hausmeister der Grundschule, Uwe Gill, für die Unterstützung bei den Infoständen, bei den Mitgliedern der BUND Naturschutz Ortsgruppe und natürlich bei den freiwilligen Hobbyastronomen mit den Teleskopen – war einer davon doch sogar extra aus Tirschenreuth angereist, um uns mit seinem Teleskop zur Verfügung zu stehen!
Vielen vielen Dank euch allen! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen bei der nächsten Earth Night am 6.9.2024!
www.earth-night.info





